Bewegte Sprache - ein Konzept zur Begleitung und Unterstützung der kindlichen Sprachentwicklung

Das Konzept „Bewegte Sprache“ versteht die kindliche Entwicklung als ganzheitlichen, durch das Kind aktiv vorangetriebenen Prozess, in dem Wahrnehmen, Handeln, Denken und Fühlen zusammenwirken. Vor diesem Hintergrund entfaltet sich auch der Spracherwerb des Kindes: In der Auseinandersetzung mit seiner materiellen und sozialen Umwelt entdeckt das Kind Sprache als nützliches Medium, um Erfasstes zu benennen, seine Bedürfnisse mitzuteilen und Beziehungen aufzubauen. Der aktive Gebrauch der Sprache – im Dialog mit Erwachsenen und auch mit anderen Kindern – ist entscheidend für den Erwerb sprachlicher Kompetenzen (vgl. Zimmer, 2019).


Um sich mitteilen und verständigen zu können, stehen dem Kind unterschiedliche Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung – verbale und nonverbale. Lange bevor es sprechen gelernt hat, teilt es sich bereits über Gesten, Mimik und Gebärden mit – also über seinen Körper. Aufbauend auf den im Handeln gewonnenen Erfahrungen entwickelt das Kind nicht nur Sprachverständnis und Wortschatz, sondern auch dialogische Kompetenzen. Dabei übernimmt die verbale Sprache zunehmend die Form der Mitteilung und des Austausches, jedoch bleiben auch die anderen, nonverbalen Kommunikationsebenen bestehen. Somit können Sprache und Bewegung – als wesentliche Dimensionen der kindlichen Entwicklung – zwar getrennt voneinander betrachtet werden, gleichzeitig entfalten sie sich aber in Abhängigkeit voneinander und beeinflussen sich gegenseitig (vgl. Zimmer, 2019).


Der dem Konzept zu Grunde liegende handlungs- und bewegungsorientierte Zugang zur Sprache bietet insbesondere für Kinder, die die deutsche Sprache neu erwerben, die Chance, sich am Gruppengeschehen beteiligen zu können und neue Wörter, Begriffe und Sätze im Handeln zu erfahren. Gemeinsame Spielanlässe ermöglichen eine Bandbreite kindlicher Interaktionen – gleichzeitig kommen sie aber auch ohne den aktiven Gebrauch der deutschen Sprache aus. „Die korrekte Aussprache, die richtige Artikelbildung oder die Erweiterung des Wortschatzes sind zunächst einmal nebensächlich. Es gilt einen Zugang zum Kind zu finden und dies gelingt über Bewegungsspiele besonders gut, da sich die Kommunikation hier erst einmal auf der Handlungsebene ergibt“ (Zimmer, 2019, S.204).


Das Grundanliegen des Konzeptes „Bewegte Sprache“ besteht darin, eine anregungsreiche, zur Aktivität und zum Handeln auffordernde Umwelt zu schaffen, in der das Kind seinen Körper, Bewegung, Sprache und Stimme gleichermaßen einsetzen darf, um sich mit sich selbst und anderen auseinanderzusetzen. Bevorzugtes Mittel ist dabei das Spiel. Es schafft Bewegungs- und Sprechanlässe, die dazu beitragen, das sprachliche und körpersprachliche Handlungsrepertoire ebenso zu erweitern wie das Bewegungsrepertoire.


Die Arbeitsgruppe Bewegte Sprache ( Leitung Prof. Dr. Renate Zimmer) setzt an diesem Aspekt an. Projekte und Untersuchungen verbinden unter anderem kindliche Sprach- und Bewegungsanlässe und unterstützen bzw. erforschen das entwicklungsanregende Potential beider Bereiche.
 
Literatur:
Zimmer, R. (2019). Handbuch Sprache und Bewegung. Freiburg: Herder.


Arbeitsgruppe Bewegte Sprache

In der interdisziplinär zusammengesetzten wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Bewegte Sprache arbeiteten verschiedene Expertinnen und Experten mit.

Die Arbeitsgruppe begleitete die Neuausrichtung der Alltagsintegrierten Sprachbildung und Beobachtung im Elementarbereich des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie entwickelte u.a. das Curriculum zur Durchführung von Qualifizierungsangeboten für pädagogische Fachkräfte der Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege in Nordrhrein-Westfalen und übernahm die Ausbildung der ca. 190 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren des Landes NRW

Zu dieser Arbeitsgruppe gehörten:

  • Elisabeth König
  • Marina Kuhr
  • Julia Lieske
  • Carolin Machens (geb. Eckrodt)
  • Prof. Dr. Nadine Madeira Firmino
  • Ricarda Menke
  • Sophie Reppenhorst
  • Stefanie Rieger
  • Prof. Dr. Renate Zimmer (Leitung)

In dem Projekt „Handlungsorientierte Zugänge zur Sprache – Entwicklung eines Konzeptes zur Sprachförderung geflüchteter Kinder und ihrer Familien" (gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur) waren folgende Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen beteiligt:

  • Marina Bauhaus
  • Milena Hagemann
  • Carolin Machens
  • Anna Scherf
  • Jutta Trautwein
  • Vanessa Wehebrink
  • Prof. Dr. Renate Zimmer (Leitung)

Weitere Informationen zu den Projekten der Arbeitsgruppe siehe www.renatezimmer.de


Prof. Dr. Renate Zimmer

Renate Zimmer